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Ich denk an dich.

Andacht

von Pfarrerin Susanne Stock

„Meine Operation ist morgen um 8.00 Uhr.!

„Gut zu wissen. ich denke an dich.“

Hatten Sie das auch schon? Dass jemand an Sie gedacht hat bei einer Prüfung, einem wichtigen Gespräch oder auch einer Operation?

Mir tut es immer sehr gut, wenn mir jemand sagt: Ich kann zwar nicht dabei sein, aber ich denke an dich.

Dass wir Menschen nicht wie üblich begleiten können, das merken wir zur Zeit ganz besonders auf den Friedhöfen.

Ein Mann ist gestorben. Alt ist er geworden.

Fünf, sechs Menschen stehen am Grab. Abgesehen von dem Bestatter und der Pfarrerin.

Wir stehen auf Abstand. Auch die Angehörigen. Dabei wollen wir uns nahe sein, nicht so laut reden, die Hand geben, vielleicht eine Umarmung. Wir stehen zusammen und sind doch auf Distanz.

Viel mehr als uns wären gerne gekommen. Die Vereinskameraden -der Gesangsverein sollte singen-, die Nachbarn, Freunde. Lange Jahre haben sie den Verstorbenen gekannt. Mit ihm gelacht, ihn geschätzt. Und jetzt möchte man sich auch in angemessener Weise verabschieden, doch es ist nicht erlaubt, zum Friedhof zu kommen.

Den Angehörigen, die am Grab stehen, sage ich genau das, was ich auch erlebt habe:

Die Menschen, die Ihnen nahe stehen, die schauen jetzt auf die Uhr. 

14 Uhr, denken Sie, jetzt ist die Trauerfeier. Jetzt nehme auch ich in gewisser Weise Abschied.

Sie sind in Gedanken dabei und gehören dazu zur Gemeinschaft der Trauergemeinde. Gemeinschaft trotz Distanz. Das sind wir, auch wenn wir uns körperlich nicht nahe sein können.

Gemeinschaft geht über körperliche Nähe hinaus. Das spüren wir Menschen untereinander, und das mögen wir auch von Gottes Nähe spüren und sagen können. Auch zu Gott haben wir keine unmittelbare körperliche Nähe und trotzdem sagt Gott zu uns: Ich denke an dich

Am vergangenen  Sonntag feierten wir den sogenannten „Hirtensonntag“. Das Bild Gottes als der gute Hirte, der die Menschen führt und leitet steht im Mittelpunkt dieses Sonntags und der biblischen Texte.

Besonders deutlich lesen wir vom Gott als Hirten in Psalm 23.

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele.

Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,

und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Der Hirte denkt an seine Schafe.

Er führt uns zu den grünen Auen, dem frischen Wasser, leitet uns auf der rechten Straße, so dass wir uns begleitet wissen.

Und Gott ist auch bei uns in den dunklen Tälern, gerade dort und sagt zu uns: Ich denke an euch.


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