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Kommt die 4-Tage-Woche?

Kommt die 4-Tage-Woche?

Auf dem Weg ins Büro

Diskussion um die 4-Tage-Woche

Corona verändert das Arbeitsleben. Kurzarbeit und Home-Office sind für viele bereits Alltag. Nun wird die 4-Tage-Woche diskutiert. Doch für wen eignet sie sich und was sollte man dabei beachten?

Die Linken und die IG Metall haben sich in den letzten Monaten mit ziemlich ähnlichen Konzepten für eine 4-Tage-Woche ausgesprochen, bei –zunächst- gleichbleibendem Gehalt und einer regulären Vollzeitarbeitszeit von ungefähr 30 Stunden pro Woche. Auch SPD-Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat diese Idee laut FAZ gegenüber der Funke-Mediengruppe als eine „geeignete Maßnahme “ bezeichnet, „wenn sich die Sozialpartner darauf verständigen.“

Der Wirtschaftsrat der CDU hingegen lehnt diese Idee ab. „Eine Arbeitszeitverkürzung mit teilweisem Lohnausgleich treibt die Lohnkosten weiter", sagte Wolfgang Steiger, der Generalsekretär des Rates, der „Passauer Neuen Presse“. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wäre es eine gefährliche Geisterfahrt, wenn nicht nur die Arbeitskräfte immer weniger werden, sondern diese auch noch immer weniger arbeiten."

Teilzeitkräfte sind motivierter und leistungsfähiger

„Natürlich entstehen den Arbeitgebern höhere Kosten durch eine 4-Tage-Woche mit mehr Mitarbeitern. Weniger Angestellte sind für den Arbeitgeber günstiger als viele Köpfe in Teilzeit, “ erklärt die promovierte Politikwissenschaftlerin Julia Dinkel vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN. Als Referentin im Referat Arbeit & Soziales hat sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt. „Aber bei einer 4-Tage-Woche sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufiger motivierter und leistungsfähiger“, erklärt sie. „Es gäbe weniger Ausfälle. Und je größer die Zufriedenheit der Mitarbeitenden desto besser ist ihre Leistung.“

Dies hatte auch ein Test von Microsoft in Japan gezeigt. Im August 2019 durften die Angestellten ohne Lohneinbußen jeden Freitag zu Hause bleiben. Das Ergebnis: Die Produktivität stieg nach Angaben des Konzerns um 40 Prozent.

4-Tage-Woche und Fachkräftemangel passen nicht zusammen

„Ich habe selber eine 4-Tage-Woche, für mich in meinem Beruf und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf passt es aktuell sehr gut, “ erklärt Dinkel. Manchmal aber komme es deswegen auch zur Arbeitsverdichtung auch für Kolleginnen und Kollegen, da weniger Tage für gemeinsames Arbeiten zur Verfügung stehen. Ein anderes Thema sei die Absicherung im Alter durch das geringere Einkommen in einer Teilzeitstelle. „Eine meiner Kolleginnen und auch ich machen uns deswegen Sorgen.“ Auch der Web-Coder Heinz Malcharzyk arbeitet nur 4 Tage die Woche. „Meine Frau verdient mehr, deshalb ist es finanziell tragbar“, erklärt er. „Ich kann immer am Freitag schon alles erledigen. Ich würde die 4-Tage-Woche empfehlen.“

Wochenarbeitszeiten haben sich im Laufe der Zeit verändert. In den 1950er Jahren sei eine 40-Stunden-Woche mit 5 Arbeitstagen noch undenkbar gewesen und Veränderungen mussten erst hart erkämpft werden, erklärt Julia Dinkel. Weitere Veränderungen in der Wochenarbeitszeit sind daher nicht ausgeschlossen. Einige Berufe und Branchen würde eine Umstellung auf eine 4- Tage-Woche vor größere Herausforderungen stellen als andere. Insbesondere Branchen, in denen bereits ein Fachkräftemangel herrscht, wie in der Pflege oder im Krankenhaus wären davon stärker betroffen. „Auch lässt sich in diesen Bereichen oder auch bei Arbeiten am Fließband die Arbeit kaum weiter verdichten. Diese Handgriffe brauchen einfach eine gewisse Zeit“.

Kein Zwang zur Teilzeit

Auf jeden Fall rät sie Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen beim Wechsel des Arbeitszeitmodells zu einer Übergangszeit, in der Zeit für Veränderungen und Anpassungen eingeplant sind. „Kommunikation ist das A und O“, betont die Referentin. Und: Es sollte freiwillig sein. „Wenn ich in meiner Arbeit aufgehe, mehr arbeiten will und damit glücklich bin, dann sollte das auch je nach Situation im Unternehmen auch möglich sein. “ Viele – besonders viele Frauen - arbeiteten aber derzeit in Teilzeit, weil sie viel Care-Arbeit leisteten. Wichtig sei es, „dass die Menschen die Freiheit haben, zu der Work-Life-Balance zu finden, die zu ihrem Leben passt.“

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