Ehrenamtliches Engagement
Landesehrenbrief für Professor Dietrich Neumann
Professor Dietrich Neumann
Von Steffen Edlinger
„Ich war zwar offiziell im Ruhestand, aber ich habe natürlich alle Aufgaben wahrgenommen, die vielleicht auch honorarpflichtig gewesen wären“, erzählt Professor Dietrich Neumann mit einer beiläufigen Selbstverständlichkeit. Gerade geht es um das Jahr 1992, in dem der Architekt eigentlich ganz offiziell in Pension gegangen ist. Ein paar Jahre zuvor hat er sich noch freiwillig gemeldet, um in der ehemaligen DDR etwas Neues aufzubauen. „Ich war in Erfurt Gründungsdekan und habe einen neuen Fachbereich aufgebaut“, erklärt Neumann. Für ihn war es klar, dass die neuen Bundesländer Unterstützung brauchen, weshalb er für ein paar Jahre aus dem hessischen Erzhausen nach Erfurt gegangen ist, um dort als Architekt an der neuen Fachhochschule zu arbeiten. Danach kam die Pension – aber nur offiziell. Denn in seiner Berufung als Architekt hat Dietrich Neumann einfach weitergemacht – und dabei Honorare für seine Arbeiten hinter die Notwendigkeit gestellt, die er in seiner Hilfe sieht. Dazu hat Neumann eine klare Stellung: „Ich habe ja die ganzen Arbeiten freiwillig gemacht und da spielte die Frage einer Entlohnung einfach keine Rolle.“
Hilfe beim Bau des Erzhausener Seniorenzentrums
Eine wichtige Aufgabe schon im Ruhestand von Dietrich Neumann war der Bau eines Seniorenzentrums im Erzhausen. Mitte der 90er Jahre wurde über dessen Entstehung innerhalb der Ortsgemeinde hitzig diskutiert. „Ich habe mich dieser Sache gewidmet“, erinnert sich Neumann an die Planungen zurück. „Es wurden teils viele Nebenforderungen gestellt, die mussten dann alle geprüft und begutachtet werden. Das Hauptziel war aber eigentlich, dass die Sache überhaupt zustande kam.“ Denn lange Zeit war überhaupt nicht klar gewesen, in welcher Form das Zentrum entstehen soll – ob nur als betreutes Wohnprojekt oder mit einer richtigen Ganztagspflege. Aber auch hier hat sich Dietrich Neumann in den Planungen um das Seniorenzentrum beteiligt, um eine passende Lösung zu finden, die alle Ideen und Wünsche vereint. „Ich musste schon immer wieder alle Interessen zusammenführen und sehen, dass das Projekt nicht irgendwie vermoderte“, entsinnt sich der Architekt zurück und sieht seine Leistungen auch schon in den politischen Vordiskussionen zum Bau. Nach weiteren vielen technischen und juristischen Problemen, denen sich Neumann aber auch angenommen hat, wurde das Seniorenzentrum mit seiner Hilfe realisiert: „Der Durchbruch war dann, als letztendlich doch noch aus einem Gegeneinander ein Miteinander entstand.“
Neumann war auch im evangelischen Kirchenvorstand
Aber auch früher schon hat sich Dietrich Neumann über seinen alltäglichen Beruf hinaus engagiert – zum Beispiel im Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde in Erzhausen. Und auch hier hat es immer wieder Diskussionen und Probleme gegeben, bei denen das Fingerspitzengefühl des Architekten weitergeholfen hat. „Wir haben ja das Glück, hier in Erzhausen eine wirklich sehr alte und schöne Kirche zu haben“, lenkt Dietrich Neumann den Fokus auf das Kirchenhaus: „Die steht natürlich unter Denkmalschutz. Deshalb waren alle baulichen Abwicklungen hier auch etwas komplizierter.“ Neumann denkt zurück, als das Umfeld um die Kirche und der Innenausbau renoviert werden musste. Das alles ist nicht ohne die enge Zusammenarbeit mit Denkmalpflegern gegangen, mit denen sich Dietrich Neumann immer wieder absprechen musste. Vor allem auch ein großer Anbau hatte zunächst bei vielen Leuten noch Widerstand ausgelöst – aber auch hier hat Neumann durch viele Verhandlungen und Gespräche letztendlich eine passende bauliche Lösung für die Gemeinde gefunden.
Mitarbeit bei einer Forschungseinrichtung im Sudan
Erzhausen ist nur ein Ort von vielen, an denen Dietrich Neumann gearbeitet hat. Gerade sein Wirken als Architektur-Professor hat ihn sogar nach Khartum, der Hauptstadt des Sudan, geführt. Dort ist in den 60ern das Battelle-Institut entstanden, das von der deutschen Bundesregierung gestiftet worden ist. Für Neumann war das eine seiner interessantesten Aufgaben: „Die hatten ja rund 1000 wissenschaftliche Mitarbeiter und dort habe ich die Sparte des Bauens übertragen bekommen.“ Aber auch in Finnland und noch weiteren Ländern hat Neumann als Architekt im Forschungsbereich mitgeholfen. Und auch als Autor in der gängigen Forschungsliteratur ist er tätig gewesen. Trotz der vielen Arbeit in seinem Beruf hat sich Dietrich Neumann immer fortlaufend in der Kirchengemeinde engagiert.
„Suchet der Stadt Bestes“ (Jeremia 29,7)
Gerade für das Wirken insbesondere auch für die Ortsgemeinde Erzhausen hat Dietrich Neumann den hessischen Landesehrenbrief erhalten. Für den Erhalt dieser Auszeichnung ist es zum Beispiel notwendig, dass sich für mindestens 12 Jahre ehrenamtlich für kommunale Einrichtungen engagiert wird. Dass Dietrich Neumann tatsächlich diese Auszeichnung erhält, hätte er nicht erwartet. Er weiß auch nicht, wer ihn im Auszeichnungsgremium vorgeschlagen hat: „Das ist alles hinter der Kulisse passiert, das habe ich gar nicht mitbekommen. Ich kann gar nicht definieren, wer denn dahinter steckt. Aber ich habe mich natürlich sehr gefreut.“ In der Ansprache zum Landesehrenbrief wurde für Neumann auch ein passendes Bibelzitat gefunden: „Suchet der Stadt Bestes“ (Jeremia 29,7) – für Neumann bedeutet das, nicht um des Ruhmes Willen zu arbeiten, sondern für die Gemeinschaft. Sich ehrenamtlich betätigen oder nicht? Für Dietrich Neumann ist das keine Frage: „Sich zu engagieren, das gehört doch eigentlich zum Leben!“