Botschaft von Kirchenpräsident Jung
Weihnachten 2020: „Fürchtet euch nicht!“
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Leben ist nicht planbar. Manchmal ist es völlig fremdbestimmt – und bedroht und verletzlich. Davon erzählt auch die Weihnachtsgeschichte. Freiwillig haben sich Maria und Josef nicht auf den Weg gemacht. Sie folgen einem Befehl des Kaisers. Der Weg ist beschwerlich. Als sie in Bethlehem ankommen, ist in dem Städtchen kein Bett mehr frei. Das Kind kommt in einem Stall zur Welt. Das erste Bett ist ein einfacher Futtertrog. Fast alles ist anders als geplant. Aber das Kind kommt trotzdem zur Welt. Es lebt.
Was dort in dem Stall geschieht, wird in der Weihnachtsgeschichte begleitet von den Worten „Fürchtet euch nicht!“. Der Engel Gabriel sagt es Hirten, die er zu dem Kind in der Krippe schickt. Sie sind so etwas wie die himmlische Überschrift über allem – für immer und für alle Zeit.
Wie oft sind in diesem Jahr Pläne durcheinander geraten. Wie sehr ist in der Corona-Pandemie zu spüren, wie bedroht menschliches Leben ist. Gerade jetzt in diesen Weihnachtstagen erschüttern die hohen Infektionszahlen. Manche denken an Menschen, die um ihr Leben oder um das Leben anderer kämpfen. Oder sie trauern um jemanden, der das Virus nicht besiegen konnte. Das berührt und bewegt sehr. Und es macht Angst.
„Fürchtet euch nicht!“ – Ich bete und hoffe, dass diese Worte gerade jetzt viele Menschen erreichen. Ich merke, wie sehr ich selbst diesen Zuspruch brauche.
„Fürchtet euch nicht!“ – In der Weihnachtsgeschichte sind die Worte kein einfacher Appell. Der Engel nennt einen Grund: „Denn euch ist heute der Heiland geboren.“ Damit ist gesagt: Wenn ihr auf das Kind in der Krippe, wenn ihr auf Jesus schaut, dann könnt ihr sehen: Gott ist bei euch – mitten in allen Widrigkeiten des Lebens, auch in aller Angst und Gefahr. Gottes Kraft und seine Liebe sind sogar stärker als der Tod. Und mit dem Kind in der Krippe schenkt Gott Hoffnung auf eine gute Zukunft.
Mit dieser inneren Kraft und Hoffnung setzen sich viele Menschen in Kirche und Diakonie gerade jetzt besonders dafür ein, dass Menschen keine Angst haben müssen. Sie tun das, indem sie auf ganz vielfältige Weise beten und verkündigen, erziehen und organisieren. Indem sie helfen und heilen, pflegen und versorgen, beraten und begleiten. Dafür bin ich sehe dankbar. Dankbar bin ich auch für die Menschen, die sich anderswo für andere einsetzen: auf den Intensivstationen unserer Krankenhäuser, in den Seniorenheimen, in der Betreuung zuhause und an vielen anderen Orten.
In der Weihnachtsgeschichte hören die Hirten die Worte des Engels „Fürchtet euch nicht!“ Sie vertrauen den Worten und gehen hin zur Krippe. Sie sehen das Kind. Das erfüllt ihre Herzen mit Vertrauen und Hoffnung. So gehen sie zurück in ihren Alltag.
Ich wünsche mir sehr, dass das Weihnachtsfest besonders in diesem Jahr 2020 zu einem Fest gegen die Furcht wird. Und ich wünsche mir, dass viele Menschen getröstet und gestärkt werden und dass sie zu Menschen des Vertrauens und der Hoffnung werden – gerade jetzt in dieser so schwierigen und angespannten Zeit. Menschen des Vertrauens und der Hoffnung, weil sie die Kraft des Glaubens in sich spüren – des Glaubens, der sich an den Worten festhält „Fürchtet euch nicht. Denn euch ist heute der Heiland geboren!“
Ein gesegnetes und behütetes Weihnachtsfest!
Ihr
Volker Jung
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